„HerzCheck“: Erfolgreiche Zwischenbilanz
26. Juli 2022
Mit umgebauten Lkw bringt „HerzCheck“ MRT-Untersuchungen in ländliche Regionen. Das Ziel: Eine Herzinsuffizienz frühzeitig erkennen und zielgerichtet behandeln zu können. Im ersten Jahr wurden rund 2.000 Patient*innen an mittlerweile zwölf Standorten untersucht. Die Daten liefern wertvolle Erkenntnisse.
Berlin/Rostock. Das Projekt „HerzCheck“ konnte sich bereits nach einem Jahr etablieren: Im Juli 2021 wurde im brandenburgischen Templin der erste Standort eröffnet – heute können sich Patient*innen an insgesamt zwölf Standorten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unkompliziert auf eine noch nicht erkannte Herzschwäche untersuchen lassen. Knapp 2.000 Patient*innen haben dieses kostenlose Angebot schon in Anspruch genommen – und die Nachfrage wächst stetig.
Das Besondere des Projekts: „HerzCheck“ bringt modernste Diagnostik und fachkundiges medizinisches Personal auch in dünn besiedelte Regionen; also genau dorthin, wo es häufig weder genügend Fachkräfte noch die passenden medizinischen Geräte gibt. „Wir wollen Risikopatient*innen ein optimales Diagnose- und Therapieangebot machen – und zwar bereits, bevor sie eine symptomatische Herzinsuffizienz entwickeln“, sagt „HerzCheck“- Konsortialführer Prof. Dr. med. Sebastian Kelle, Kardiologe und Leiter der Abteilung für kardiale MRT am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB). „Deshalb arbeiten wir eng mit Kliniken und ambulanten Einrichtungen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zusammen.“ Vor Ort können sich Patient*innen in mobilen „HerzCheck“-Trailern per Magnetresonanztomographie (MRT) untersuchen lassen.
Ziele und Vorteile des Projekts
Ziel von „HerzCheck“ ist es, eine Herzinsuffizienz bei Risikopatientinnen und -patienten frühzeitig zu erkennen und so deren Prognose und Lebensqualität zu verbessern. Zudem können hohe Folgekosten einer erst spät diagnostizierten Herzinsuffizienz deutlich gesenkt oder sogar vermieden werden. Den Betroffenen bleiben belastende Krankenhausaufenthalte erspart. Mit der Möglichkeit moderner medizinischer Versorgung will „HerzCheck“ auch einen Beitrag zur Stärkung der ländlichen Regionen als Raum zum Leben und Arbeiten leisten.
Eröffnung des HerzCheck-Projektstandortes in Rostock. Zu sehen sind:
- der Ärztliche Direktor des Südstadtklinikums Prof. Jan P. Roesner,
- HerzCheck-Konsortialführer Prof. Dr. Sebastian Kelle (DHZB),
- die Leiterin Versorgung der AOK Nordost Heike Thielmann,
- DHZB-Projektleiterin Anna Nolden,
- Sascha Wolf (Projektleiter medneo GmbH) (vordere Reihe v.l.n.r.),
- sowie auf der Treppe der Verwaltungsdirektor der Südstadtklinikums Steffen Vollrath,
- der 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters von Rostock Dr. Chris von Wrycz Rekowski
- der Landrat des Landkreises Rostock Sebastian Constien (von oben nach unten).
Foto: Joachim Kloock
„HerzCheck“: Standorte und Terminvereinbarung
Heute wurde der zwölfte Standort auf dem Gelände des Klinikums Südstadt in Rostock eröffnet – damit sind alle geplanten Projektstandorte jetzt aktiv. MRT-Untersuchungen des Herzens sind in den brandenburgischen Orten Senftenberg, Frankfurt (Oder), Templin, Neuruppin, Eberswalde, Forst und Potsdam möglich. In Mecklenburg-Vorpommern können sich Patient*innen in Wolgast, Ueckermünde, Stralsund, Wismar und Rostock untersuchen lassen. Termine können telefonisch unter 0331 96809190 oder über die Projektwebsite unter www.herzcheck.org/registrieren/ vereinbart werden.
Ablauf der Untersuchung und Auswertung
Geschultes medizintechnisches Personal führt die MRT-Untersuchung durch. Die Untersuchungsdaten werden unter Beachtung aller Datenschutzvorgaben online an das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) übermittelt und dort von einem erfahrenen Team aus Fachärzt*innen ausgewertet. Die behandelnden Ärzt*innen vor Ort erhalten einen ausführlichen MRT- und Laborbericht vom DHZB und können auf dieser Basis die weiteren Therapiemaßnahmen festlegen. Ein Jahr nach der Erstuntersuchung wird der gesundheitliche Zustand aller Patientinnen und Patienten mit auffälligem Befund erneut untersucht und der Therapieerfolg wissenschaftlich evaluiert. Auch eine Teilgruppe mit unauffälligem Befund wird als Stichprobe erneut untersucht.
In speziell für Patient*innen und Ärzt*innen entwickelten Videos wird verdeutlicht, wie die Untersuchung funktioniert und welche Vorteile daraus entstehen – nicht nur für Patient*innen, sondern auch für Mediziner*innen aus der Region. Die Videos sind auf der Projektwebsite unter www.herzcheck.org/patienten/ und www.herzcheck.org/arzte/ abrufbar.
Eine Patientin wird im „HerzCheck“-MRT-Trailer untersucht (Foto: Joachim Kloock).
Erste Zwischenergebnisse und Fortgang des Projekts
„HerzCheck“ wird über einen Zeitraum von drei Jahren vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Knapp zwei Jahre der Projektlaufzeit entfallen auf die Durchführung der MRT-Untersuchungen; im dritten Jahr werden die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet. Dabei wird untersucht, ob eine frühzeitige mobile Herz-MRT-Untersuchung dazu beitragen kann, die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu verbessern.
Ein erstes Zwischenfazit: In den bisherigen Untersuchungen konnte bei mindestens jedem vierten Teilnehmenden eine asymptomatische Herzinsuffizienz festgestellt werden, die den Betroffenen vorher nicht bewusst war. „Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass das Projekt einen echten Mehrwert bietet“, fasst Prof. Dr. med. Sebastian Kelle vom DHZB zusammen. „Mit den Mitteln modernster Diagnostik und der Telemedizin konnten wir die Krankheit bei vielen Patient*innen bereits eindeutig feststellen. Damit ermöglichen wir eine frühzeitige Behandlung und unterstützen zugleich Ärzt*innen vor Ort bei der Festlegung einer passenden Therapie.“
„Rund 100.000 Versicherte der AOK Nordost leiden an Herzinsuffizienz – offiziell. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost. „Die Zwischenergebnisse von HerzCheck zeigen: Wir sind auf dem richtigen Weg. Dabei ist HerzCheck zu einem echten Herzensprojekt geworden. Die Versicherten melden sich bei uns, um direkt Termine zu vereinbaren und ihre Dankbarkeit für dieses Angebot zum Ausdruck zu bringen. Mit HerzCheck bringen wir gemeinsam mit unseren Partnern eine wichtige Versorgung zu den Menschen. Die Evaluation wird nun hoffentlich zeigen, dass die frühzeitige Entdeckung der Herzinsuffizienz die prognostizierten Effekte – insbesondere den Rückgang von vermeidbaren Krankenhausaufenthalten – erzielt. Dann stehen die Chancen gut, dass der Gemeinsame Bundesausschuss mit HerzCheck ein weiteres Innovationsfondsprojekt mit AOK-Nordost-Beteiligung für die Regelversorgung empfiehlt.“
Daniel Hefel, Geschäftsführer der medneo Deutschland GmbH, ergänzt: „Mit der Bereitstellung der mobilen MRT-Trailer und High-End-Geräte sowie unserem engagierten Fachpersonal konnten wir alle zwölf Projektstandorte genau nach Plan erschließen. Die Versicherten vor Ort geben uns recht: Die Rückmeldung gegenüber unserem Fachpersonal nach der Untersuchung sind sehr positiv. Auch das Feedback der lokalen Partner und Ärzt*innen vor Ort bestätigt die Relevanz einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung, wie wir sie gemeinsam im Projekt anbieten.“
Heute wurde der zwölfte und damit letzte „HerzCheck“-Projektstandort auf dem Gelände des Klinikums Südstadt Rostock eröffnet (Foto: Joachim Kloock).
Übersicht: Das Projekt „HerzCheck“
Das Projekt unter medizinischer Leitung des Deutschen Herzzentrums Berlin wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit über 7 Millionen Euro gefördert. Konsortialpartner sind die AOK Nordost – Die Gesundheitskasse, die medneo Deutschland GmbH als Betreiberin der mobilen MRT-Systeme und der IT-Technologie, das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, die Universitätsmedizin Göttingen, die Universitätsklinik Köln sowie das Universitätsklinikum Heidelberg.